Report von Axel Nentwig – Eines vorweg: es war ein phantastischer Tag mit viel überraschendem Input, erschreckenden Fakten, aber auch mutmachenden Prognosen und Projekten.
Unser Referent Patrick Esser, Naturschutz- und Landschaftsökologe, brennt für das Thema und hat den Tag sehr informativ, kurzweilig und spannend gestaltet. Im Wald bei Wershofen konnten wir dann auch gleich sehr anschauliche Beispiele für gesunde und auch kranke Bäume betrachten.
Über allgemeine Informationen zu den Folgen des Klimawandels, Fakten zu den durchschnittlichen Temperaturanstiegen bei gleichzeitigem Absinken des Grundwasserpegels in den heißen Sommermonaten, ging es dann über zu den Themen nachhaltige und waldfreundliche Forstwirtschaft.
Hier hat sich für uns gezeigt, dass die Waldakademie mit Fachleuten rund um die Gallionsfigur Peter Wohlleben, es schafft, den Spagat zwischen wirtschaftlichen Interessen und Naturschutz hinzubekommen.
Zum einen mit der Bewirtschaftung des Waldes durch Rückepferde (statt Harvestern) sowie die Pflege von „Urwäldern“.
Erschreckend für uns ist die Erkenntnis, dass wir in Deutschland rund 51% des geschlagenen Holzes verheizen und dass sich diese wahnsinnige Menge auf nur 8% der Haushalte (Verbraucher) verteilt. Rund 4% gehen in die Papierindustrie und der Rest in die stoffliche Verwertung wie Möbelbau oder Bauindustrie. Und das bei einer besiedelten/bebauten Fläche von nur 14%. Die Waldfläche von 30% reicht also nicht mehr lange aus, wenn wir so weitermachen.
Ebenso erschreckend ist es, dass die Politik ihren eigenen Vorgaben hier weit hinterherhinkt.
Wenn nur 10% des staatseignen Waldes (~52% vom gesamten Waldbestand) zu Schutzgebieten erklärt würden, wären die selbst gesteckten Waldschutzziele erreicht.
Irgendwie schon irre, dass man solche Informationen nicht durch die Nachrichten mitbekommt, aber die Protestaktionen der letzten Generation eine enorme Aufmerksamkeit über einen langen Zeitraum erzielen.
Wir haben über Pionierbäume wie die Birke gesprochen und erfahren, dass sich Zitterpappeln schnell niederlassen, wenn sie eine Gelegenheit sehen. Den Irrtum zum Thema „Flachwurzler“ haben wir ebenso behandelt wie die Geschichte der Douglasie, die importiert wurde und sich nur so gut verbreiten kann, weil die dazu passenden Schädlinge in ihrer Heimat geblieben sind.
Für uns Tree-Athleten ist die Haltung der Waldakademie zum Thema Aufforstung sicher sehr interessant. Patrick vertritt die Meinung, dass es nicht sehr angebracht ist, Setzlinge unter idealen Bedingungen zu ziehen und sie dann in die freie Wildbahn auszusetzen. In der Baumschule werden die Pflänzchen gehegt und gepflegt, was sie sehr zart und lecker werden lässt. Für die Rehe riechen und schmecken sie dann wie feinste Pralinen. Besser wäre es, Samen zu legen. So werden die neuen Bäumchen von Anfang an robuster und können sich dem Kampf des Lebens besser entgegenstellen. Wer erst mal mit dem Kopf durch trockene Erde muss, wird härter und schmeckt den Rehen vielleicht nicht so gut!?!?
Bei unseren beim Treffen im Teutoburger Wald haben wir ja über unsere Pläne für die Zukunft (Agroforsten, Tiny Forrest oder Wald schützen) diskutiert. Jetzt können wir uns dazu auch eine etwas fundiertere Meinung bilden.
Wenn man bedenkt, dass im bewirtschaftetem Wald etwa 350m³ Holz pro ha wachsen und in einem Urwald etwa das dreifache, bekommt die Idee „Wald schützen“ doch wieder einen gewissen Charme. Das Totholz, das im Urwald liegen bleibt (~ 200m³ gegenüber ~ 22m³ im normalen Wald) entlässt das gebundene CO² nur langsam und sorgt als Lebensraum für viele Lebewesen für Biodiversität und trägt letztendlich auch zum Klimaschutz bei. Aufforsten hingegen braucht immer einen kompetenten Partner und vor allem Flächen. Wir als kleiner Verein kommen hier eventuell nicht richtig zum Zug.
Abgerundet wurde der Tag durch eine sehr leckere vegane Mahlzeit sowie weiteren Themen, die auch wir uns auf die Fahne geschrieben haben:
bewusster Konsum & Ernährung und möglichst viel Bewegung mit eigener Muskelkraft!
Nach diesem Seminar sehen wir eine ziemlich große Schnittmenge zwischen der Philosophie der Waldakademie und unseren Ideen, so dass sich ein Austausch sicher lohnen würde.